Herausforderung Telefonieren!

Das St. Pöltner Telefontraining

Telefontraining im Wandel der Zeit

Von Carmen Takats, Logopädin und Reitpädagogin sowie Consultant für Cochlear Austria

Im Interview: Logopäde Max Schlögel vom UK St. Pölten, Mitinitiator des „St. Pöltner Telefontrainings“

Mit den Liebsten in Kontakt bleiben und das auch übers Telefon, ein Wunsch, den sehr viele CI Träger haben. Oft ist das aber gar nicht so einfach. Zu schwierig ist es immer wieder, den Worten zu folgen, wenn man das Mundbild des Gegenübers dazu nicht sieht. Doch auch das Telefonieren, die „Königsdisziplin“, wie es oft genannt wird, kann geübt werden. Wie das Telefontraining gestaltet werden kann und wie es sich durch die digitale Revolution des Smartphones verändert hat, habe ich im Interview mit dem Logopäden Max Schlögel aus dem UK St. Pölten erfahren.

  • Wann und zu welchem Zweck wurde das St. Pöltner Telefontraining ins Leben gerufen?

Im Jahr 2001 haben wir hier an der Klinik mit der Implantation von Cochlea Implantaten begonnen. Viele unserer Patienten stellten bereits im Rahmen der Erstabklärung die Frage: „Kann ich dann wieder telefonieren?“. Wir überlegten daher ein Telefontraining anzubieten, das der Patient vielleicht sogar von zu Hause aus nutzen konnte. Die Idee war, eine Telefonnummer anzurufen, durch die, Inhalte abrufbar waren. Zweistellige Zahlen, Aussagesätze und Fragesätze von zwei bis elf Wörtern. Es gab für insgesamt 24 Monate unterschiedlichstes Material, das sich die Patienten jederzeit anhören konnten. In Kooperation mit der Telekom, dem ORF NÖ und Implantatsherstellern wurde das Telefontraining auf einer fixen Telefonnummer installiert, bei der mehrere Patienten auch gleichzeitig anrufen konnten. Das Projekt lief ganze zwei Jahre, 2004 bis 2006.

  • Wie wurde das Telefontraining entwickelt?

Die Aufnahmen wurden im Tonstudio des ORF NÖ produziert und danach digitalisiert um sie dann in die Telefonleitung einzuspielen. Als männliche Stimme diente meine und als weibliche Stimme, die der Kollegin Schrattenholzer, jetzt Hinteregger. Die Patienten konnten entweder das gesamte Programm durchrufen, oder durch Wählen einer Klappe zu den einzelnen Inhalten gelangen. Das Prinzip funktionierte wie eine Mailbox. Außerdem wurde sichergestellt, dass immer bis zu 100 Personen gleichzeitig anrufen hätten können.

  • Wie funktionierte das Telefontraining?

Der Patient saß zu Hause und telefonierte, so wie er es gewohnt war. Entweder direkt mit dem Telefon am Mikrofon des Sprachprozessors, einem verstärkten Mikrofon oder einer Induktionsanlage. Zusätzlich bekamen die Patienten ein Telefonsprachverständnisprotokoll (TSVP), in dem sie ausfüllen konnten was sie verstanden hatten. Nach 3 bis 4 Monaten bekamen wir das Feedback, dass sich die Patienten beim Telefonieren viel sicherer fühlten und daraufhin diesen Service nicht mehr in Anspruch nehmen mussten.

  • Im Vergleich zu heute, welche großen Unterschiede gibt es?

Das Projet wurde 2006 aus Kostengründen eingestellt, aber auch wegen des technischen Fortschritts in diesem Bereich. Wenn man das mit heute vergleicht, gibt es mittlerweile schon kostenlose Apps am Smartphone mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, ähnlich unserem System von damals. Das Thema Telefontraining wird ein wichtiges bleiben, ist aber mittlerweile wirklich schon gut durch diverse Apps abgedeckt.

  • Was würden Sie den Patienten heute empfehlen, wenn sie wieder telefonieren wollen?

Nicht aufgeben! Kontakt aufnehmen mit den betreuenden Logopäden und Technikern der Herstellerfirmen. Es gibt nämlich bestimmt mehr Möglichkeiten um zu telefonieren als manche Patienten wissen. Zum Beispiel direktes Streaming mit Bluetooth am Smartphone. Wenn man diese Funktion allerdings nicht verwendet, dann ist auch die Position des Telefons am Soundprozessor ganz besonders wichtig. Diese ist nämlich wie sich herausgestellt hat, häufig etwas verkippt zur gewohnten Haltung.

Was bietet Ihnen Cochlear nun für Alternativen:

Für alle N7 Träger gilt: mit einem Apple iPhone können Sie direkt über Bluetooth streamen. Das bedeutet, sie koppeln Ihr iPhone mit dem Soundprozessor und brauchen den Hörer nicht mehr ans Ohr zu halten, sondern können den Anruf direkt auf Ihren N7 übertragen. Für ein Android Gerät wird derzeit noch der Telefon Clip benötigt um die Bluetooth- Verbindung herzustellen.

Für N6 oder Kanso- Träger stellt Cochlear den Telefon Clip als Lösung zur Verfügung. Dieser ist sozusagen als Zwischenschritt für die Bluetooth- Verbindung zu Ihrem Smartphone zu betrachten.

Empfehlungen für das Hörtraining mit dem Smartphone von zu Hause aus:

„Asklepios“ Hörtrainings- App

„Hörobic“ Online Hörtraining (https://www.hoerobic.de/)

Apps für Hörbücher wie z.B. „Audible“

Außerdem ist es jedem CI- Träger zu empfehlen ein Hörtraining bei einer Logopädin oder einem Logopäden zu besuchen. Adressen finden Sie unter: www.logopaedieaustria.at.

Damit ist abschließend zu sagen: Viel Spaß beim Telefontraining!

Carmen Takats, BSc

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Informieren Sie sich bei Ihrem Arzt über die Möglichkeiten der Behandlung von Hörverlust. Ergebnisse können abweichen; Ihr Arzt berät Sie bezüglich der Faktoren, die Ihr Ergebnis beeinflussen könnten. Lesen Sie stets das Benutzerhandbuch. Nicht alle Produkte sind in allen Ländern erhältlich. Für Produktinformationen wenden Sie sich bitte an Ihren Vertreter von Cochlear vor Ort.

Alle Äußerungen sind die Ansichten der Einzelpersonen. Um zu ermitteln, ob Produkte der Cochlear Technologie für Sie geeignet sind, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt.

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