Die Menière-Krankheit und eine Infektion führten dazu, dass Rob Beenders nicht nur sein Gehör, sondern auch seinen Gleichgewichtssinn verlor. Mit dem CI kann er heute wieder hören und nicht nur das: Auch seine körperliche Fitness hat er dank des CI wiedererlangt. Rob, der jetzt für Cochlear in Belgien arbeitet, erzählt uns, wie die Kombination aus CI und Laufsport ihm geholfen haben, wieder gesund zu werden.
Ich laufe seit ich 25 bin und vor meinem Hörverlust lief ich regelmäßig 40–50 km pro Woche. 2016 war ich wirklich stolz darauf, meinen dritten Marathon gelaufen zu sein und ich bereitete mich innerlich bereits auf den vierten vor. Aber dann kam die Menière-Krankheit und dazu eine Infektion und ich verlor mein Hörvermögen und auch meinen Gleichgewichtssinn.
Jeder, der Menière hatte, weiß, dass der Verlust des Gleichgewichts genauso beeinträchtigend ist wie der Hörverlust. Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass ich kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Hinzu kam die Isolation durch den Hörverlust und es ist kein Wunder, dass viele Menschen in dieser Situation lieber zu Hause bleiben, weil sie sich dort sicher fühlen. Aber für mich war dies nie eine Option. Laufen ist Therapie für mich und gerade für mein psychisches Wohlbefinden wichtig.
Mit dem CI konnte ich wieder laufen gehen
Das Cochlear™ Nucleus® 7-System, das ich 2018 erhielt, gab mir mein Hörvermögen zurück. Dadurch fühlte ich mich sicher genug, um das Laufen wieder aufzunehmen. Trotzdem musste ich an meinem Gleichgewicht arbeiten. Am Anfang musste ich mich allein beim Gehen stark konzentrieren. Ich musste meine Angst unterdrücken, beim Laufen zu stolpern oder zu fallen. Obwohl es anstrengend war, fühlte ich mich danach jedes Mal stärker und zuversichtlicher.
Mein Laufsport ist wie die Reha für ein CI, wenn man komplizierte Geräusche hören muss, um das Hören zu trainieren. Das Gehen und dann das Laufen war mit meinem beeinträchtigten Gleichgewichtssinn wirklich nicht einfach. Aber genau das musste ich tun, um mein Gleichgewicht wiederzufinden. Sobald ich das begriffen hatte, ging es aufwärts mit mir.
Zwischen dem Einsetzen des CI und dem Laufen langer Distanzen lagen 4-5 Monate. Ich laufe gern allein, aber manchmal laufe ich auch mit meinem Mann oder meinem Zwillingsbruder. Ich mag es, dass wir uns problemlos unterhalten können und ich sie gut verstehe. Um ehrlich zu sein, vergesse ich meistens, dass ich ein CI trage.
Mich selbst (und andere!) herausfordern
Ich hatte gehofft, dieses Jahr im Oktober meinen vierten Marathon zu laufen. Das war für mich persönlich eine große Herausforderung, auf die ich mich gefreut habe. Leider wurde die Veranstaltung abgesagt, aber ich habe eine Alternative gefunden. Ich trete mit der Lauf-App Strava gegen zwei Kollegen bei Cochlear an. Wir fordern uns gegenseitig heraus, schneller oder weiter zu laufen, und ich kann Ihnen sagen, wir sind ganz schön ehrgeizig! Ich würde gerne eine internationale Laufgruppe auf Strava mit Kollegen auf der ganzen Welt gründen.
Manche hören beim Laufen gern Musik, mir gefallen die Klänge der Natur. Vogelzwitschern zum Beispiel ist entspannend und wohltuend. Ich fühle mich jetzt auch sicherer, weil ich weiß, dass ich den Verkehr und andere Läufer und Radfahrer hören kann. Weil ich eine Weile ohne Hören auskommen musste, ist mir jetzt viel bewusster, wie wichtig das Hören für die eigene Sicherheit ist.
Direkte Audioübertragung – Sie begreifen es erst, wenn Sie es erleben
In anderen Situationen, z. B. im Flugzeug, nutze ich die direkte Audioübertragung und finde sie super. Ich höre dann Musik oder sehe mir einen Film an … Und dann der Gesichtsausdruck, wenn ich jemandem erzähle, dass ich das direkt in meinem Kopf höre – unbezahlbar! Die direkte Audioübertragung kann man jemandem, der normal hört, oder jemandem mit einem älteren Soundprozessor, der es nicht kennt, nicht beschreiben. Es ist unglaublich befreiend. Wenn Sie ein CI tragen und die Möglichkeit haben, auf den Nucleus 7 zu aktualisieren, ist es allein das schon wert.
Wahrnehmung ändern
Wenn ich zaubern könnte, würde ich die Art und Weise ändern, wie Leute meine Hörimplantate sehen. Oder noch besser, ich würde dafür sorgen, dass sie ihnen nicht auffallen – so wie uns nicht auffällt, welche Schuhe jemand trägt oder ob er eine Brille hat oder einen Hut, um seinen kahlen Kopf zu bedecken.
Niemand würde so etwas sagen wie „Ich kann nicht laufen, weil ich eine Brille trage“ oder „Ich kann nicht Klettern gehen, weil ich eine Glatze habe“. Genauso wenig sollten sich Menschen mit Hörverlust durch das Tragen eines CI eingeschränkt fühlen. Fitness ist so wichtig und auch mit CI kann man weiter die Sportarten betreiben, die einem Spaß machen.
Deshalb verstecke ich mein CI nicht. Ich bin stolz darauf, es zu tragen. Diese Lösung ist noch viel zu wenig bekannt, nicht nur allgemein, sondern auch bei Menschen mit Hörverlust. Leider denken selbst Fachleute dabei oft nur an Zahlen und Audiogramme. Sie verstehen nicht oder unterschätzen, welche Bedeutung ein CI für die Lebensqualität haben kann.
Mein Wissen kann auch anderen helfen
Daher finde ich, dass es meine Verantwortung ist, meine Erfahrung und mein Wissen zu teilen, um anderen Menschen zu helfen. Wenn ich unterwegs mein CI zur Schau stelle und ein anderer Läufer spricht mich darauf an, dann kann ich ihm etwas darüber erzählen. Wer weiß, vielleicht wird diese Person irgendwann ihr Hörvermögen verlieren. Ich hoffe, dass sie sich dann an mich erinnert und ihre Laufschuhe behält, um eines Tages mit einem CI wieder laufen zu gehen.