Kinder mit Hörverlust können heutzutage früher als jemals zuvor versorgt werden. Und die Hörgeräte, die sie jetzt bekommen, sind auch die besten, die es jemals gab. Warum, fragt man sich also, ist es dann immer noch so schwer, hören und sprechen zu lernen? In diesem Artikel erklärt Clare Sheridan, Consumer Education Manager bei Cochlear, wie wichtig es ist, dass Eltern viel mit ihren CI-versorgten Kindern sprechen.
Hörimplantate sind technische Wunderwerke, aber nicht die ganze Lösung. Sie eröffnen dem Kind lediglich den Zugang zu der essenziellen Sprachumgebung, die sie für ihre kognitive Entwicklung brauchen.
Die Cochlea-Implantat-Chirurgin und Autorin, Dr. Dana Suskind, fasst das wie folgt zusammen: „Der elterliche Sprachinput bewirkt Wunder… egal, ob das Kind hörend auf die Welt kommt oder über ein Cochlea-Implantat zu hören lernt. Ohne diese Sprachumgebung bringt die Hörfähigkeit gar nichts.“
Den Wert der Eltern-Kind-Kommunikation zu erkennen, ist sehr wichtig für den Erfolg, denn diejenigen, die realistische Erwartungen haben, werden dadurch motiviert, sich aktiv und mit der gesamten Familie am Rehabilitationsprozess zu beteiligen. Es sind die täglichen kleinen Übungen, die zum Erfolg führen.
Das Gehör entwickelt sich schon vor der Geburt, noch im Bauch der Mutter. Wenn das Baby auf die Welt kommt, verfügt es bereits über eine gewisse Hörerfahrung. In den ersten Tagen, Wochen und Monaten kommt es dann zu einem grossen Entwicklungsschub im Spracherwerb. Somit gibt es trotz Neugeborenen-Hörscreening und früher Intervention eine Lücke zwischen dem chronologischen Alter und dem Höralter.
Wir können zwar nicht alle aber doch einige Faktoren beeinflussen, die helfen, diese Lücke zu schliessen. Zum Beispiel, wie oft das Hörgerät getragen wird, wie viel sprachlichem Input das Kind ausgesetzt ist oder wie die Hörbedingungen sind.
Mehr ist mehr
Wissenschaftlichen Studien zufolge sind für eine normale Entwicklung der Hör- und Sprechfähigkeit in den ersten fünf Lebensjahren 20’000 Stunden Hören erforderlich. Da Säuglinge und Kleinkinder viel schlafen, bedeutet das für ein Kind, das auf eine Hörhilfe angewiesen ist, dass z. B. das Hörgerät in jeder Wachstunde getragen werden muss, und dass seine Eltern sehr viel mit ihm sprechen müssen.
Zwischen der Anzahl von Wörtern, die das Kind jeden Tag von Erwachsenen hört, und der Anzahl von Laut- und Sprachäusserungen des Kindes besteht ein direkter Zusammenhang – und aus Sicht der Forscher können die Eltern nie zu viel reden. Mit anderen Worten: Je mehr Wörter ein Kind in einer Konversation hört, desto mehr wird es sprechen.
Schon allein aus diesem Grund sollten Eltern für eine sprachintensive Familienumgebung sorgen. Ein weiterer wichtiger Grund ist der folgende: Wenn wir viel sprechen, wenden wir unterschiedliche Sprecharten an und sagen in der Regel mehr Positives. Eltern verwenden in der Regel einfache sprachliche Anweisungen, um den Alltag so schnell und effizient wie möglich zu meistern. Das hört sich dann z. B. so an: „Okay, Charlie, Zähne putzen und ab ins Bett!“
Wenn Sie aber etwas ausführlicher formulieren, was Sie sagen möchten, wirkt das positiver und motivierender:
„Lass uns mal deine Zähne putzen, Charlie. Nach oben, nach unten und kreisen. Sind die Zähne schon sauber? Schauen wir mal nach. Wow! Die glänzen ja richtig. Was für wunderbare Zähne du hast. Wie gehst du jetzt ins Bett? Wie wäre es hüpfend, wie ein Hase…”
Vergessen Sie nicht, langsam zu sprechen und Pausen zu machen, damit Ihr Kind genug Zeit zum Zuhören, Nachdenken und Antworten hat.
Dr. Suskind zufolge besteht der Wortschatz eines Kindes zu mehr als 85 % aus Wörtern des elterlichen Wortschatzes und der Unterschied, den dieser machen kann, ist erstaunlich. Kinder, die in einer sprachintensiven Familienumgebung aufwachsen, hören in den ersten vier Lebensjahren drei Mal so viele Wörter wie Kinder, in deren Familien weniger gesprochen wird. Das macht insgesamt etwa 30 Millionen Wörter aus! Ihr Wortschatz wird dadurch um das Zehnfache größer.
Die Bedeutung der Interaktion
Wichtiger als die Anzahl der Wörter, die ein Kind hört, ist allerdings die Interaktion mit ihm, denn dadurch wird sein Gehirn messbar verändert und die Grundlage für die spätere Entwicklung der Lese- und Lernfähigkeit gebildet. Wenn man sich die Zeit nimmt, auf die nonverbalen Äusserungen des Kindes zu antworten, ermutigt man es dazu, erst darauf los zu brabbeln und dann tatsächlich Worte zu bilden. Ein paar Ideen, wie solche wertvollen Interaktionen in den Alltag eingebaut werden können:
- Schauen Sie, was Ihr Kind macht oder beobachtet und reden Sie gemeinsam darüber. Beginnen Sie ein Gespräch, in dem Sie ganz entspannt abwechselnd etwas zueinander sagen. Wenn Ihr Kind noch nicht sprechen kann, macht das nichts. Sie können einfach auf seine Gesten und Gesichtsausdrücke reagieren.
„Ah, du hast ja dem Teddy die Stiefel angezogen. Was macht er denn heute?“ - Sie können die Inhalte von Büchern und Geschichten verwenden, um über etwas zu sprechen, das darin passiert und mehr Wörter austauschen, als Sie normalerweise tun würden. Schliesslich muss sich das Gehirn erst entwickeln und, indem man über verschiedene Dinge auf unterschiedliche Weise und unterschiedlichem Sprachniveau spricht, unterstützt man die kognitive Entwicklung des Kindes.
- Schauen Sie sich gemeinsam Fotos von der Familie an. Erzählen Sie von Ihrer Kindheit und fragen Sie Ihr Kind nach Erlebnissen aus der Vergangenheit, um zu sehen, woran es sich noch erinnert.
„Erinnerst du dich noch an das Ponyreiten in den Ferien?“
„Was magst du am liebsten, wenn du bei Omi bist?“
Tipp: Es gibt auch einige wunderbare Apps, die Ihnen helfen, Geschichten als Einstiegshilfen für die Gespräche mit Ihrem Kind zu erfinden, die Sie immer wieder verwenden können.
Die richtige Umgebung
Es ist erwiesen, dass man in einer ruhigen Umgebung am besten hört. Erwachsene haben es etwas leichter, in Ruhe etwas anzuhören. Jüngere Menschen aber, vor allem Kinder und Teenager, verbringen den grössten Teil des Tages in Umgebungen mit Hintergrundgeräuschen, die sie nicht beeinflussen können, oder nehmen Sprache in geräuschvollen Situationen wahr.
Überlegen Sie, wie Sie hier helfen können. Schalten Sie z. B. die Musik aus, wenn Sie Ihrem Kind vorlesen. Oder lassen Sie die Waschmaschine über Nacht laufen oder, wenn das Kind in der Schule ist, sodass dieses Geräusch nicht im Hintergrund zu hören ist, wenn Sie sich beim Abendessen unterhalten möchten.
Nutze die Kraft
Als Eltern haben Sie Ihrem Kind bereits den Zugang zum Hören ermöglicht. Es steht nun auch in Ihrer Macht, seine sprachliche und kognitive Entwicklung zu fördern, indem Sie darauf achten, dass es seine Soundprozessoren trägt und so viel wie möglich hört und kommuniziert.
Mit dem grossartigen Cochlear™ Nucleus® Smart App Hearing Tracker können Sie Ihre Fortschritte in dieser Hinsicht überwachen. Schauen Sie sich die Tage an, in denen mehr Sprache verzeichnet wurde und fragen Sie sich selbst: „Was habe ich da anders gemacht? Wie kann ich das in Zukunft intensivieren? Wen kann ich sonst noch ermutigen, sich regelmäßig mit meinem Kind zu unterhalten?“
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Sehen Sie Dr. Dana Suskinds Vortrag über die Kraft des elterlichen Sprachinputs: