CI im Bewerbungsgespräch erwähnen?
In den Bewerbungsunterlagen ist es nicht unbedingt notwendig sein CI zu erwähnen. Aber sobald man im Bewerbungsgespräch merkt, dass man früher oder später Verständnisfragen haben wird, empfehle ich, proaktiv darauf hinzuweisen, erklärt Jana Verheyen: „Ich trage ein Cochlea-Implantat. D.h. ich bin gehörlos, aber ich kann durch dieses Hörimplantat hören und verstehen. Wie Sie sehen, klappt das sehr gut. Sollte ich dennoch etwas nicht verstanden haben, werde ich gezielt nachfragen.“ Dann ist schon mal klar, dass man proaktiv damit umgeht. Hinterher kann man dann gerne auch klären, ob es auf der anderen Seite vielleicht noch Fragen zum Thema CI gibt, so Verheyen.
„Meine Erfahrung: Je offensiver, selbstbewusster und entspannter ich mit meinem erschwerten Sprachverstehen umgehe, desto höher wird mir das angerechnet.ˮ
Jana Verheyen
Wenn man weiß, dass bestimmte Einschränkungen im Arbeitsalltag auftauchen werden, sollte man sie unbedingt vorab ansprechen und am besten auch gleich Lösungen parat haben, empfiehlt Verheyen. Zum Beispiel „Für Meetings mit mehr als drei Personen benötige ich ein oder ggf. mehrere Minimikrofone (Cochlear Minimikrofon 2+), die den Ton direkt auf mein CI übertragen. Dies sorgt für ein besseres Gesprächsverständnis. Ich werde mich vor solchen Gesprächen selbstverständlich darum kümmern und alles vorbereiten“.
Jana Verheyens Top-5 Tipps:
- SAGEN, WAS IST: Man muss nicht jedem im Job mitteilen, dass man ein CI trägt. Sobald aber Missverständnisse auftreten können, sollte man sagen, dass man hörgeschädigt ist und es sein kann, dass man im Gespräch nicht alles versteht und dann gezielt nachfragt.
- RICHTIGES TIMING: Die Grenze zwischen Verstehen und Nichtverstehen ist oft fließend. Hier gilt es, wachsam zu sein. Wenn man grübelt, ob man den Faden verloren hat oder nicht, ist es schon zu spät: Daher: Besser früher als später nachfragen!
- LOCKER BLEIBEN: Damit andere kein Problem mit meinem erschwerten Sprachverstehen haben, sollte ich souverän meine akustischen Grenzen und die dazugehörigen Lösungsvorschläge kommunizieren.
- LÖSUNGSVORSCHLÄGE MACHEN: Wichtig ist, dem Umfeld zu zeigen wie eine problemlose Kommunikation gelingen kann. Überlegen Sie sich, welche Situationen schwierig sind und was Ihre Kollegen dann konkret tun könnten. Sagen Sie zum Beispiel: „Sprecht mich bitte zuerst nur mit meinem Namen an, bevor Ihr mir etwas sagen oder mich etwas fragen wollt. Sobald ich Euch ansehe, könnt Ihr fortfahren. So ist es für mich leichter euch zu verstehen. Und wenn ich nicht nachfragen muss, braucht Ihr nichts zu wiederholen.“
- KONKRET NACHFRAGEN: Beim Nachfragen sollte man nicht einfach nur sagen „Wie bitte?“, sondern konkret nach dem Satzteil fragen, den man nicht verstanden hat. Also beispielsweise „Um wieviel Uhr haben wir unser Meeting?“
ZUR PERSON
Jana Verheyen ist selbstständige Audiotherapeutin, Expertin im Bereich Schwerhörigkeit und Resilienztrainerin in Hamburg. Sie bietet (Online-) Beratung und Coaching für Hörgeräte- und CI-Träger an (www.audio-coaching.net), hat ein Online-Hörtraining entwickelt und ist Leiterin der Hörrehabilitation an einer Ohrenklinik.
Seit einem Hörsturz im Alter von 20 Jahren verlor Jana Verheyen stetig an Hörfähigkeit. Nach vielen Jahren mit hochgradiger Schwerhörigkeit und Hörgeräten ist sie inzwischen beidseitig mit Cochlea-Implantaten versorgt.