„Je öfter ich es trage, desto mehr merke ich, was mir vorher gefehlt hat.“

Im Gespräch mit Paul, dem ersten Cochlear™ Osia®-Träger in Österreich, der von seiner persönlichen Hörreise erzählt.

Paul, der erste Cochlear™ Osia®-Träger in Österreich

Erzählen Sie uns ein wenig über Sie. Was ist Ihre persönliche Hörgeschichte?

Im Kleinkindalter hatte ich einige Mittelohrentzündungen mit Flüssigkeitsansammlungen im linken Ohr. Meine Ärztin diagnostizierte damals ein sogenanntes Cholesteatom. Es handelt sich dabei um eine chronische Knocheneiterung die einen Knochenfraß zu Folge hat. Auslöser könnte eine zu geringe Belüftung des Innenohres aufgrund eines verengten Gehörgangs gewesen sein. Da vor allem die Gehörknöchelchenkette betroffen war, musste diese operativ entfernt werden. Seitdem lebe ich mit einer mittelgradig bis schweren Schallleitungsschwerhörigkeit, die mir vor allem das Sprachverstehen deutlich erschwert. Eine weitere Folge dieser OP, wo auch ein Teil der Gehörgangswand entfernt wird, ist die bleibende Pflegebedürftigkeit und Infektionsgefahr des Innenohres, weswegen ich heute zum Beispiel ohne Ohrenschutz nicht im Wasser tauchen darf.

Wie haben Sie über die Möglichkeit eines  Osia Implantats erfahren und wie kam es zu Ihrer Entscheidung?        

Das irgendwann eine Versorgung durch ein Hörgerät notwendig sein wird, war schon länger klar. Aber der Gedanke ein sichtbares oder gar klobiges Hörgerät zu tragen war für mich anfangs ehrlich gesagt sehr befremdlich. Vor allem als Fitnesstrainer, wo ich doch ständig in Bewegung und unter Leuten bin. Natürlich habe ich erstmal sehr viel Eigenrecherche betrieben und mich über etwaige Hörgeräte- und Implantate informiert. Dr. Graupp (LKH Graz, Zuständiger für implantierbare Hörlösungen) erzählte mir im Zuge der Voruntersuchungen von einem neuen Gerät, das den aufgenommenen Schall über eine implantierte Schraube in den Schädelknochen leitet und somit geschädigte Bereiche im Mittelohr übergeht. Es solle noch stärker als Vorgängermodelle sein und bis zu 55 Dezibel ausgleichen können. Ein weiterer Pluspunkt war das Aussparen weiterer Operationen im schon ohnehin geschädigten Mittelohr, was mir persönlich sehr zusprach.

Besonders ansprechend fand ich den diskreten Schallempfänger, den Soundprozessor, der anhand eines Magneten diskret hinter dem Ohr getragen wird und nichts mit den klobigen Vorgängern, die ich so aus Recherchen kannte, gemein hatte.

Hatten Sie Sorgen bzw. Zweifel vor Ihrer Operation?

Natürlich musste ich mich an den Gedanken gewöhnen, etwas permanent am Kopf zu tragen! Da habe ich mir dann einfach eine Nachbildung des Osia Soundprozessors aus Holz gefertigt, die ich dann mit einer Schnur an die ungefähre Stelle am Kopf platziert habe. So konnte ich mir zumindest besser vorstellen und mich darauf einstellen z.B. beim Tragen des Gerätes im Sommer auf den Strohhut und im Winter auf die Haube zu verzichten.

Vor der OP hatte ich überhaupt keine Bedenken. Der Arzt machte mir mehrmals verständlich, dass dies ein Routineeingriff sei. Außerdem konnten wir den bereits geschädigten Bereich des Mittelohres in „Ruhe lassen“, das gab mir ohnehin ein sehr sicheres Gefühl.

Wie hat sich Ihr Leben seit der Implantation verändert?

Es erstaunt mich ehrlich gesagt, wie selbstverständlich ich meinen Sprachprozessor mittlerweile trage! Vor allem wegen der ästhetischen Bedenken die ich vorher hatte. Einfach hinters Ohr geben und fertig. Anfangs trug ich es noch sporadisch, dann öfter und jetzt so gut wie immer. Offenbar konnte sich mein Gehirn schnell auf das Gerät und den neuen Höreindruck einstellen. Es hat etwas Befreiendes, sich nicht mehr so anstrengen zu müssen und zudem nicht mehr ständig darauf achten zu müssen, ob man ja mit der „guten Seite“ zum Gesprächspartner ausgerichtet ist. Je öfter ich es trage, desto mehr merke ich, was mir vorher gefehlt hat.

Auch die Reaktionen der Mitmenschen waren durchwegs positiv. Vor allem die Tatsache, dass es wider meiner Erwartungen vielen gar nicht auffiel. Kein Wunder, Menschen mit überdimensionierten Kopfhörern fallen ja heute auch nicht mehr auf. Eine Kollegin meinte: „Ich finde es cool, dass es so etwas gibt“.

Wie hat sich Ihr Hörverständnis verbessert?

Ich erlebe die Verbesserung vor allem im Sprachverständnis. Das bedeutet weniger Konzentration und Anstrengung bei Konversationen. Auch dieser „akustische Totbereich“ links hinter mir ist für mich jetzt wieder wahrnehmbar. Es kommt schon mal vor, dass ich mich plötzlich umdrehe und vergewissere, wenn z.B. ein Auto vorbei fährt.

Zudem faszinieren mich diese latenten Hintergrundgeräusche die ich offenbar nicht mehr wahrnehmen konnte. Das Knirschen von Schotter oder Blättern unter den Schuhen, das Knacken beim Betätigen des Öffnungshebels der Autotüre, oder einfach dieses Geräusch beim Streifen meiner Hand über Textilien sind nur einige Beispiele.

Was machen Sie beruflich und wie hat Osia Ihre tägliche Arbeit beeinflusst?

Ich arbeite in einem Fitnessstudio, das sich auf gesundheitsorientiertes- und betreutes Training spezialisiert hat. Dort unterstütze ich Menschen aller Altersklassen, die z.B. eine Physiotherapie abgeschlossen haben bei ihrem Einstieg ins selbständige Training. Die Tätigkeit beinhaltet somit durchgängig Situation mit mehreren Gesprächspartnern bei gleichzeitig hohem Hintergrundgeräuschpegel.

Als Person mit Hörverlust bin ich zusätzlich zur Stimme, auch auf das Interpretieren von Mimik und Gestik meines Gegenübers angewiesen. Vor allem bei Erstberatungen, also in Situation in denen ich auf Personen treffe, die ich noch nicht kenne. Als Corona kam und die Zeit der Gesichtsmasken eintrat, begann für mich eine Zeit großer Anstrengung. Eine Person ging gerade noch, ab zwei Personen war ich dermaßen überfordert, dass ich sogar Bedenken hatte, ob ich für derartige Tätigkeiten überhaupt noch geeignet wäre.

Sogar normal hörende Kollegen haben mir bestätigt, dass es vor allem bei höherem Geräuschpegel mit Maske anstrengender sei Erstberatungen durchzuführen.

Mit Osia wurde es für mich einfacher, mein Gegenüber auch während eines hohen Geräuschpegels zu verstehen. Meine Leistungsfähigkeit im Job hat sich dadurch verbessert und ich erlebe mich weniger müde und abgeschlagen als zuvor. Zugegeben wäre es mir ohne Gesichtsmasken lieber, aber die Arbeit macht mir nun dennoch mehr Spaß als vorher.

Wie fühlt es sich für Sie an, die erste Person in Österreich zu sein, die mit einem Osia System versorgt wurde?

Da ich mich schon länger mit dem Thema befasst hatte, konnte ich mich ohne langes Zögern auf den Terminvorschlag des Arztes einlassen. Der Erste zu sein war schon etwas aufregend, aber die Videos der Firma Cochlear von bereits mit Osia versorgten Menschen haben mir ein gutes Gefühl gegeben. Viele davon habe ich mehrmals angesehen. Vor allem das Video mit Chris White aus Australien hat mich überzeugt. Es gibt da eine Szene wo er, wie auch ich, im Chor mitsingt.

Was würden Sie einer anderen Person raten, die sich in einer ähnlichen Situation befindet wie Sie vor der Operation?

Sich auf jeden Fall über verschiedene Hörlösungen zu informieren und aufgeschlossen zu sein. Wer sehr schlecht sieht würde ja auch nicht ohne Brille Autofahren. Ich persönlich habe erst nach der Gewöhnungsphase von etwas mehr als 5 Monaten so richtig gemerkt, was ich vorher nicht mehr akustisch wahrnehmen konnte. In welch Stille ich mittlerweile gelebt hatte und mir somit die ganzheitliche Teilnahme am Leben verwehrt war.

Informieren Sie sich bei Ihrem Arzt über die Möglichkeiten der Behandlung von Hörverlust. Ergebnisse können abweichen; Ihr Arzt berät Sie bezüglich der Faktoren, die Ihr Ergebnis beeinflussen könnten. Lesen Sie stets das Benutzerhandbuch. Nicht alle Produkte sind in allen Ländern erhältlich. Für Produktinformationen wenden Sie sich bitte an Ihren Vertreter von Cochlear vor Ort.

Alle Äußerungen sind die Ansichten der Einzelpersonen. Um zu ermitteln, ob Produkte der Cochlear Technologie für Sie geeignet sind, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt.

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