Arbeiten Sie im Home-Office und verbringen Sie mehr Zeit mit Videokonferenzen? Oder sprechen Sie oft in Gruppenchats mit Freunden und Familie und sind danach sehr erschöpft? Damit sind Sie nicht allein – Hörermüdung ist weit verbreitet.
Cochlea-Implantatträgerin Katie meint, sich auf einen Tag voller Videokonferenzen vorzubereiten sei so, als würde man sich „darauf vorbereiten, mit dem Fahrrad einen Puddingberg hinaufzufahren.“
„Ich nutze zwar Untertitel und Audioübertragung, aber wenn ich an Gruppengesprächen teilnehme, komme ich trotzdem nicht immer hinterher – es geht einfach alles zu schnell und ist oft so unvorhersehbar“, erklärt sie. Am Ende des Tages, so fügt sie hinzu, sei sie einfach nur erschöpft.
„Es ist eine Müdigkeit, gegen die du nichts ausrichten kannst, wenn du einfach die Augen nicht mehr offen halten kannst. Ich glaube, ich war nicht mehr so müde, seit ich 2014 meine Cochlea-Implantate erhalten habe“, so Katie, die für Cochlear in Sydney arbeitet.
An die neue Normalität gewöhnen
Wegen der COVID-19-Pandemie arbeiten viele Menschen im Home-Office und nehmen an Videokonferenzen teil. Virtuelle Gespräche und Gruppen-Chats werden zur Normalität.
Dieser Trend wird dadurch verstärkt, dass auch Freunde und Verwandte, die nicht zusammenwohnen, sich virtuell treffen, um im Austausch zu bleiben. Forscher haben herausgefunden, dass im Home-Office insgesamt produktiver gearbeitet wird.1 Daher wird es in Zukunft vermutlich noch mehr Videokonferenzen geben.
Diese Art der Kommunikation kann für das Gehirn von Menschen mit Hörverlust – die sich unter Umständen sehr konzentrieren müssen, um dem Gespräch zu folgen – extrem schwierig sein.
Wenn der Sprecher nur teilweise auf dem Bildschirm zu sehen ist, fehlen unter Umständen wichtige Elemente, die zum Verständnis beitragen: Mimik, Körpersprache, Gestik oder auch Bewegungen, die zeigen, wer spricht.
„So lange zuhören zu müssen, ohne auf diese ganzen Elemente, wie bei einem persönlichen Gespräch, zurückgreifen zu können, ist sehr anstrengend. Obwohl es eigentlich nichts bringt, strenge ich mich an, um etwas mehr zu hören, damit ich die Wörter zusammensetzen kann und besser verstehe, worum es geht, bevor der nächste Satz kommt“, so Katie.
Virtuelle Chats und Videokonferenzen lassen keine Gesprächspausen zu, wie sie normalerweise stattfinden. In Videoanrufen kommt es zu Verzögerungen und manchmal spricht keiner oder es sprechen alle gleichzeitig.
Wie geht man also am besten mit der zusätzlichen Hörermüdung um, die Menschen mit Hörverlust bei der Arbeit im Home-Office häufig empfinden?
Wie anstrengend das Hören ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, z. B. vom Lärm im Raum, von der Müdigkeit allgemein, von der Komplexität oder Neuartigkeit der präsentierten Informationen usw. Hier finden Sie einige Tipps für den Umgang mit Hörermüdung:
Holen Sie das Beste aus Ihrer Technologie heraus
Je besser das Signal ist, das Sie hören, desto weniger Ermüdungserscheinungen treten auf. Lernen Sie Ihren Soundprozessor kennen und stellen Sie sicher, dass Sie die verfügbaren Funktionen nutzen, z. B. die Audioübertragung – für Nucleus® Soundprozessoren und für Baha® Soundprozessoren.
Verwenden Sie Untertitel
Probieren Sie ein automatisches webbasiertes Spracherkennungstool zur Untertitelung virtueller Besprechungen aus. Web Captioner und Otter.ai z. B. sind webbasierte Dienste, die zusammen mit Ihrer Videokonferenz-App verwendet werden können. Probieren Sie diese oder andere Dienste aus und finden Sie heraus, was für Sie am besten funktioniert.
Achten Sie auf sich
Es hört sich einfach an, aber der achtsame Umgang mit sich selbst ist tatsächlich ein entscheidender Faktor bei Hörermüdung. Tanken Sie Kraft, indem Sie gesund essen und ausreichend schlafen.
Optimieren Sie Ihre Work-Life-Balance
Legen Sie Ihre Arbeitszeiten fest und trennen Sie Arbeit und Privatleben, um produktiv zu bleiben und Ermüdungserscheinungen zu vermeiden. Stellen Sie sicher, dass Ihr Privatleben nicht durch Ihre Arbeitszeit eingeschränkt wird.
Organisieren Sie Ihre Aufgaben und setzen Sie Prioritäten
Um sich selbst Erholungszeiten zu gönnen, richten Sie Ihren Tag so ein, dass Aufgaben dabei sind, die kein intensives Zuhören erfordern. Priorisieren Sie Ihre Tätigkeiten und stellen Sie sicher, dass Sie genug Energie für Aufgaben haben, bei denen Sie intensiv zuhören müssen und die auf Ihrer To-Do-Liste ganz oben stehen.
Legen Sie regelmäßig Pausen ein.
Wenn Sie das Hören ermüdet, sollten Sie wann immer möglich eine kurze Entspannungspause einlegen und sich von anstrengenden Hörsituationen erholen. Für eine kurze Zeit abzuschalten, hilft Ihnen dabei, die Reizüberflutung sowie den Stress zu verringern und sich zu entspannen.
Quellenangaben:
1 Bloom N, Liang J, Roberts J, Ying ZJ. Does working from home work? Evidence from a Chinese experiment. Q J Econ. 2015 Feb;130(1):165-218.