Schon als Kind wollte die 24-jährige Mahrukh Ärztin werden, aber ihr Hörverlust schien ein unüberwindbares Hindernis. Ohne gute Vorbilder glaubte sie nicht daran, jemals ihr Ziel zu erreichen.
Doch ihre Familie und ihre Lehrer ermutigten sie, an ihrem Traum festzuhalten und ein Medizinstudium zu wagen.
„Endlich hatte ich das Gefühl, selbst ein Teil der Veränderung zu sein, die ich mir in der Welt wünsche, Gutes zu bewirken und grade den Menschen Wertschätzung zu geben, die von der Gesellschaft so oft übersehen werden“, erzählt Mahrukh.
Mahrukh ist in Dubai aufgewachsen und erhielt im Alter von sieben und zehn Jahren ihre Cochlear Implantate. Ihren Schulabschluss meisterte sie mit Bravour und entschied sich für ein Medizinstudium in Indien. Doch dies stellte die nächste Hürde für sie dar: Sie sprach kein Hindi.
„Ich konnte nur Englisch, denn auf Anraten des Arztes hatten meine Eltern zuhause nur eine Sprache mit mir gesprochen, um meine Entwicklung durch mehrere Sprachen nicht zu gefährden“, erzählt sie. „Mittlerweile ist sich die Forschung einig, dass das nicht stimmt, und es gibt viele junge Implantat-Träger, die von Anfang an mehrsprachig aufwachsen, aber ich habe meine Muttersprache Hindi nie gelernt.“
Mahrukh erzählt ihre Geschichte im Rahmen des Programms Achieve Anything der Cochlear Foundation und Malala Stiftung. Das Programm ermöglicht Kindern und jungen Menschen mit Hörverlust, von ihren Erfahrungen zu berichten und so andere für die wichtige Bedeutung eines frühen Zugangs zu Versorgung und Unterstützung zu sensibilisieren.
Mahrukh möchte auch andere ermutigen, sich für ein Medizinstudium zu entscheiden oder ihre eigenen Träume umzusetzen und Hörverlust dabei nicht als Hinderungsgrund zu sehen.
„Zum ersten Mal wirklich geglaubt, dass ich Ärztin werden kann, habe ich nach einem Gespräch meiner Mutter mit meinem Lehrer für Naturwissenschaften. Meine Mutter sagte mir, dass sich mein Lehrer diesen Berufsweg gut vorstellen könne, weil ich neben kritischem Denken auch einen sehr einfühlsamen Charakter hätte. ‚Möchtest du Ärztin werden?‘, fragte sie mich. Auf einmal erschien mir der Arztberuf gar nicht mehr so fern, trotz meines Hörverlusts.“
Mahrukh entschied sich für ein Studium in Indien, obwohl sie kein Hindi sprach.
„Ich wollte in meinem Heimatland Medizin studieren. Auch wenn die Sprache eine gewisse Barriere darstellte und ich nicht Hindi sprach, bin ich doch überzeugt, dass jeder die Pflicht hat, sich für sein Land einzusetzen. Der Umzug nach Indien war allerdings ein ziemlicher Kulturschock und es war schwierig, neben dem anspruchsvollen Programm auch noch die Sprache zu lernen. Hören war für mich sehr anstrengend, und nachdem ich mich den ganzen Tag konzentrieren musste, um alles zu verstehen, war ich abends extrem erschöpft.“
Als die Pandemie und mit ihr das Maskentragen kam, erzählt Mahrukh: „Es fühlte sich an, als hätte ich jetzt noch eine Hürde mehr auf meinem Weg zum Medizinabschluss zu bewältigen. Für jemanden wie mich, der sehr stark auf Mimik und Lippenlesen angewiesen ist, besonders beim Hindi lernen, war Kommunikation in der Corona-Zeit eine echte Herausforderung.“
Lyrik half Mahrukh in dieser Zeit, mit ihren starken Emotionen klarzukommen.
„Ich veröffentlichte meine Gedichte in den sozialen Medien, um auf die Probleme von gehörlosen und schwerhörigen Menschen aufmerksam zu machen. Dort begegneten mir die HearBuds, eine Gruppe anderer Cochlea-Implantat- und Hörgeräte-Träger, die ihren Hörverlust mit Stolz, wie ein Ehrenabzeichen tragen. Anstatt mich anzupassen, ermutigten sie mich, meinen eigenen Weg zu gehen und für mich selbst und andere einzustehen.“
Mahrukh hat ehrgeizige Ziele. In diesem Jahr beginnt sie ihren Doctor of Medicine and Master of Science (MD/MS) in Gynäkologie und Geburtshilfe am Lady Hardinge Medical College, einer der renommiertesten medizinischen Hochschulen in Indien.
Gleichzeitig plant sie, „eine Gemeinschaft zu gründen, die Ärzte mit Behinderung in Indien unterstützt und sich für unsere Rechte stark macht. Ärzte mit Behinderung bringen ein besonderes Verständnis für die Belange und Wünsche ihrer Patienten mit und sehen sie mit einem ganz anderen Blick. Mit unserer Forderung nach Zugang und Teilhabe an medizinischen Studiengängen stehen wir nicht nur für uns selbst und unsere Identität mit Hörverlust ein, sondern können auch Patienten ermutigen, für sich selbst einzustehen.“
Mahrukh möchte das Bild von Menschen mit Hörverlust in der Öffentlichkeit verändern und ihnen vermitteln, dass ihnen alle Wege offen stehen.
„So viele Kinder glauben, dass sie durch ihren Hörverlust eingeschränkt sind. Ich möchte euch, allen Kindern da draußen, sagen, dass euch euer Hörverlust niemals davon abhalten sollte, eure Träume zu verwirklichen. Seid kreativ und lasst eurer Fantasie freien Lauf. Hoffentlich sehen mich manche Kinder, die Ärzte werden wollen, und wissen, dass da jemand ist, der so ist wie sie, und seinen Traum verwirklichen konnte. Hoffentlich kann ich noch mehr Kinder ermutigen, einen medizinischen Beruf zu wählen. Ich möchte in Zukunft einen Paradigmenwechsel erreichen, da gehörlose und schwerhörige Menschen in der Akademikerwelt noch immer als eingeschränkt gelten, vor allem in Indien.“
Geschichten wie die von Mahrukh können die Welt verändern. Die Malala Stiftung und Cochlear Foundation laden Kinder und junge Menschen mit Hörverlust ein, ihre persönlichen Erfolge im Rahmen des Programms Alles ist möglich zu teilen.
Das Programm beleuchtet die konkreten Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen mit Hörverlust und zeigt auf, wie wichtig der frühzeitige Zugang zu medizinischer Versorgung und Unterstützung für sie ist. Klicken Sie hier, um mehr zu erfahren und Ihre Geschichte zu erzählen.