2, 35 oder 1.000.000: Mit Zahlen kann Rosemarie routiniert umgehen. Schließlich arbeitet die zweifache Mutter seit mehr als 35 Jahren im Datenmanagement der Deutschen Bundesbank in Düsseldorf. Ihre Aufgabe: Im Bereich Kreditaufsicht Anzeigen von Geschäftsbanken über Millionenkredite an Unternehmen, Privatpersonen oder andere Banken bearbeiten. Immer wieder muss sie bei ihrer Arbeit auch zum Telefon greifen und bei Banken nachfragen. Bis vor drei Jahren war das für sie ein eher ungeliebtes Unterfangen.
75 statt 30 Prozent
Denn Rosemarie hat eine an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit. Mit fünf Jahren wurde bei ihr ein Pfropfen hinter dem Trommelfell festgestellt und anschließend operativ entfernt. „Im Krankenhaus habe ich dann Mumps bekommen. Als ich eingeschult wurde, trug ich Hörgeräte.“ Das sei für sie auch okay gewesen. „So lange ich bei jeder Hörgeräte-Anpassung das Gefühl hatte, ich höre besser, kam eine OP und ein CI für mich nicht in Frage.“ Ihre letzten Hörgeräte konnten die Defizite aber nicht mehr kompensieren: „Die hohen Töne, all das was Sprache ausmacht, hörte ich nicht mehr.“ Ihr natürliches Hörvermögen habe nur noch bei etwa fünf bis zehn Prozent gelegen. „Mit Hörgerät wären vielleicht 30 Prozent zu erreichen gewesen. Mit CI sind es nun 75!“
Ungeliebtes Telefonieren
Beim Telefonieren mit den Hörgeräten habe sie die Festnetztelefone der Bank immer auf die lauteste Stufe stellen müssen. „Und trotzdem verstanden die Kolleginnen oft mehr als ich.“ Ihre Gesprächspartner habe sie daher häufig bitten müssen, den Inhalt stichwortartig zu protokollieren und ihr per Mail zu schicken. Das ist vorbei: „Jetzt bin ich mit dem Telefonclip in der Lage, meist beim ersten Melden den Namen meines Gesprächspartner zu verstehen“, sagt sie begeistert. „Und auch wenn mein Gesprächspartner sich mit einer schnell und ohne Punkt und Komma gesprochenen Ansage meldet, wie z.B. ‚Guten-Tag-Bundesbank-Düsseldorf-Was-kann-ich-für-Sie-tun?‘. Das ist toll!“
Ideale Arbeitsbedingungen
Den Cochlear™ Wireless Telefonclip hat ihr Arbeitgeber bezahlt. „Da unsere Telefonanlage nicht Bluetooth®-fähig ist, habe ich sogar auch noch ein Diensthandy bekommen.“ Davon abgesehen habe sie aber nie – seit sie 1985 hier bei der Bundesbank in Düsseldorf ihre Ausbildung zur Bankkauffrau begann – eine spezielle Unterstützung benötigt. Dank der für sie idealen Arbeitsbedingungen, die es ihr ermöglichen, ihre Hörbeeinträchtigung, den Beruf und ihre Familie unter einen Hut zu bringen, habe Sie auch nie über einen Wechsel nachgedacht.
Hammerschläge
Im Mai 2018 wurde Rosemarie mit ihrem ersten CI versorgt. Die neuen Höreindrücke waren eine Herausforderung: „Das Tippen der Kolleginnen auf der Tastatur hörte sich an wie Hammerschläge. Töne in einer solchen Intensität kannte ich gar nicht.“ Der Lärm sei dann aber nach drei Wochen verschwunden, ohne, dass ihr das bewusst wurde. „Einmal war es so still im Büro. Das hat mich sehr erschreckt“, sagt sie und kann sich das Lachen nicht verkneifen. „Da ich meine Kollegin gegenüber hinter den vielen PC-Bildschirmen nicht sehen konnte, habe ich unter dem Schreibtisch geguckt, ob ihr was passiert ist.“ Sie saß aber ganz normal auf dem Stuhl und ich war um eine Erkenntnis reicher: „Ich konnte nun weghören. Das war mit den Hörgeräten nicht möglich.“
Als anstrengend erlebt Rosemarie das „neue“ Hören mit CI nicht. Ganz im Gegenteil: Vor kurzem habe sie bei einem Vortrag dem Redner das Minimikrofon 2+ umgehängt. „Ich musste nicht mehr von den Lippen ablesen und konnte mich ganz auf die Folien an der Leinwand konzentrieren. Das war sehr angenehm.“ Dass sie ihren Gesprächspartnern nun nicht mehr auf den Mund schauen muss, war auch ihren Kolleginnen aufgefallen als sie deren Bürotratsch plötzlich von der Seite kommentierte. Erstaunt hätten sie festgestellt: „Die Rosie guckt nicht mehr!“. Mittlerweile ist Rosemarie mit einem zweiten CI versorgt und trägt nun beidseitig den Nucleus® 7 Soundprozessor.
Tipps von Rosemarie
Minimikrofon 2+ ans Glas
„In modernen Restaurants mit Glas- oder Steintischen befestige ich mein Minimikrofon 2+ an einem leeren Wasserglas, statt es mittig auf die Tischplatte zu legen. Dann hat es mehr Abstand von der Tischplatte, sodass das Klappern des Geschirrs dann nicht ganz so laut ist und ich meine Tischpartner besser verstehe.“
Besser ohne Bühnenton
„Beim Kabarett verzichte ich auf die Hilfe von Induktionsschleifen, die nur den Bühnenton direkt auf meinen Soundprozessor übertragen. Sonst verstehe ich meinen Mann nicht mehr, wenn wir Kommentare abgeben und zusammen lachen.“
Nachrichten sehen und hören
„In der ersten Zeit nach der Implantation meines ersten CIs haben mir die Fernsehnachrichten sehr geholfen. Das sind ja alles geübte Sprecher mit einer sauberen Aussprache. Ich habe dann versucht ohne hinzugucken mich allein auf das Gesagte zu konzentrieren. Das klappt inzwischen sehr, sehr gut.“